Am Anfang war der Mut. Michael Schiefel wollte singen, doch er hatte wenig Lust, sich in den ausgetretenen Pfaden der Jazzstilistik zu bewegen. Sicher, das Handwerkszeug musste er mitbringen, eine solide Stimmausbildung etwa an der Hochschule der Künste in Berlin, Grundlegende Bühnenerfahrungen ebenfalls, die er sich in Combos der Anfang der Neunziger aus dem kulturellen Dornröschenschlaf erwachenden Großstadt aneignete. Der Rest jedoch blieb offen, zur freien Gestaltung. Schiefel begann zu experimentieren, hörte McFerrin und bekam gezeigt, dass es nicht zwangsläufig eine Band braucht, um vor Publikum zu bestehen. Und er stieß auf ein technisches Hilfsmittel, ein Loop-Gerät, das es ihm ermöglichte, sich selbst live akustisch zu vervielfältigen. Aus dem Solisten wurde ein Orchester, lineare Melodiebögen wuchsen zu verwinkelten, verspielten Vokal-Architekturen heran. Hier ein Klangerkerchen, da ein Tontreppchen, zuweilen auch ein versteckter Notausgang, um zum Kern des Gesangs zurückzufinden.